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Frauen an den Herd

Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Wernfels 1880 – 2024

Im Jahre 1890 verstarben in Mittelfranken zwei Persönlichkeiten, deren Namen untrennbar mit der Entwicklung des Feuerlöschwesens verbunden sind: Regierungspräsident Freiherr von Hermann (Ansbach † 25.7.) und Kreisfeuerwehrvertreter Landtagsabgeordneter und Bürgermeister Wilhelm Jegel (Wendelstein † 25.10.).

Zu dieser Zeit waren Feuerwehren noch keine Selbstverständlichkeit und Mittelfranken hatte 1878/79 sogar die wenigsten Feuerwehren in ganz Bayern aufzuweisen. Dies begründete Jegel im Jahresbericht des Kreisfeuerwehr -Ausschusses 1878/79 so, “dass nicht selten die Gemeinden und ihre Vertreter nicht allein eine vollkommene Teilnahmslosigkeit für das Feuerlöschwesen an den Tag legen, sondern auch sogar noch hindernd der Gründung der freiwilligen Feuerwehren in den Weg treten….”.

Regierungspräsident von Hermann forderte am 9.2.1880 alle Bezirksämter zur Gründung von freiwilligen Feuerwehren auf. Am 13.1.1882 wiederholte er sein Anliegen und verlangte dabei, “ dass die königlichen Bezirksämter die Bildung von freiwilligen Feuerwehren in denjenigen Gemeinden, in welchen solche möglich, aber noch nicht erfolgt ist, tunlichst anregen und fördern möge”.

Der Erfolg dieser langjährigen Bemühungen blieb nicht aus, wie die vielen Neugründungen von Wehren beweisen. Im Jahre 1873 bestanden im damaligen Bezirksamt Schwabach nur sieben Feuerwehren. In der folgenden Zeit häuften sich die Neugründungen. Das ergab für den Bezirk Schwabach ein recht günstiges Bild der Entwicklung.

1873 waren es nur 7 Wehren,
1876 ……………….12 Wehren
1879 ……………….27 Wehren
1880 ……………….31 Wehren
1885………………..43 Wehren

Das Verhältnis von Gemeinden (53) und Feuerwehren (43) im Bezirk Schwabach betrug somit 80 %. Mit dem Prozentsatz von 90 % (1886) und 96 % (1888) stand das Bezirksamt Schwabach dann an der Spitze in Mittelfranken.

In diese Welle neu erstandener freiwilliger Feuerwehren ist auch Wernfels einzuordnen. Am 28.12.1877 erging bereits der Aufruf eines vorbereitenden Komitees an die Bürger der Gemeinde, der von Pfarrer Heckel, Bürgermeister Heubusch, Lehrer Steinbrecher und Gastwirt Stellwag unterzeichnet war. Es verging aber noch einige Zeit, bis es zur offiziellen Gründung der Feuerwehr am 15.4.1880 kam. Gründungsmitglieder waren:
Metzgermeister Josef Wörndlein (Wernfels, von jetzt ab W), Schustermeister Josef Seitz (W), Landwirt Richard Wörndlein (Theilenberg), Landwirt Johann Martin (Höfstetten), Metzgermeister Josef Martin (W), Landwirt Ludwig Biegler (W), Kutscher Anton Kocher (W) und Landwirt Kleophas Heubusch (W).

Der Aufruf von 1877 zeigte aber schon früher Erfolg; denn laut Stammliste gaben einige Feuerwehrmänner als Datum ihres Eintritts bereits den 2.3.1879 an.

Fünf Jahre nach Gründung der Feuerwehr (1885) erbaute die Gemeinde ein Feuerwehrhaus. Ein Jahr darauf (1886)wurde ein Wasserzubringer (Hydrophor) angeschafft. Im Jahre 1898 zählte die Wehr schon 58 Mitglieder. Erst aus dem Jahre 1909 sind protokollarische Aufzeichnungen erhalten, die aber außer den routinemäßigen Angelegenheiten (Neuwahlen, Kassenbestände usw.) nicht viel zur Entwicklung der Wehr aussagen. Manches muss man so aus den dürftigen Nachrichten herauslesen. So hat die Feuerwehr 1883 dem neuen Burgbesitzer, Prof. Louis Braun (München), dem Retter der schon zum Abbruch bestimmten Burg, einen feierlichen Einzug bereitet, was ihr die stattliche Spende des neuen Burgherrn von 100. – Mark einbrachte. 

Dann wurde 1905 eine Fahne beschafft, wozu Pfarrer Johann Leuchtle und die Gemeinde Wernfels namhafte Beträge spendeten. In den Jahren 1910/11 erhielt die Feuerwehr neue Uniformen, wozu die Gemeinde 100, – Mark beisteuerte. Trotzdem musste hiefür bei der Darlehenskasse Wernfels – Theilenberg noch ein Darlehen von 280, – Mark aufgebracht werden, wofür sich einige Ausschussmitglieder verbürgten. 

Die Kassenbestände hielten sich in einem bescheidenen Rahmen, 1921 überschritten sie zum ersten Male die 100, – Mark Grenze und erklommen 1923 die inflationäre Höhe von 683, – Mark (Gegenstück 1916 waren es 2,89 Mark). Im Jahr 1934 übernahm die Gemeinde, die auch sonst bei der Anschaffung von Gerätschaften einsprang, die Schulden von 100, – Mark ihrer Wehr. Sicherlich gehen diese Schulden noch auf das Jahr 1930 zurück, wo man am 6. Juli “in feierlicher Weise” das 50 jährige Bestehen beging. Durch eine Anleihe beim Raiffeisenverein wurde dieser Fehlbetrag abgedeckt. Sogar der Festwirt wurde auf fünf Jahre von Beiträgen befreit, weil er zu viele “Auslagen gehabt hat”. Abgesehen von diesen finanziellen Nachwirkungen muss das Fest, nach einem Pressebericht, ein voller Erfolg gewesen sein.

“Die Feier des 50 jährigen Bestehens der hiesigen Feuerwehr erfreute sich eines guten Besuches aus nah und fern. Die Inspektion der Wehren Wernfels, Theilenberg (1902 gegründet) und Untererlbach (1885 gegründet) wurde vormittags vom Bezirksfeuerwehrvertreter Stockmeier (Roth) vorgenommen. Die Wehren erfüllten ihr Programms zur vollsten Zufriedenheit des Inspektors. Hunderte von Feuerwehrleuten marschierten nachmittags mit dem Festzuge, der durch das Dorf zur Burg hinaufzog. Kommandant Schielein hieß hier alle erschienenen Kameraden willkommen und gab seiner Freude Ausdruck über die Ehre, die sie dadurch seiner Wehr erwiesen haben. Verschiedene verdiente Mitglieder wurden durch Ehrenzeichen geehrt. Die Feier verlief weiterhin bei Konzert und abends bei Tanz in harmonischer Weise”.

Das “Dritte Reich” zeigte sich in den neuen Bezeichnungen “Appell und Wehrführer”, die Kommandanten wurden nicht mehr gewählt, sondern “mit der Führung beauftragt”. Vom 15. Januar 1939 bis 24. März 1946 wurden die Wehren von Wernfels, Theilenberg und Untererlbach zusammengelegt.

Die beiden Weltkriege scheinen das Vereinsleben so ziemlich zum Erliegen gebracht zu haben, wenn auch die Wehr weiterhin bestand. Die Protokolle schweigen jedenfalls von 1915 bis 1918 bzw. von 1939 bis 1946.

Am 24. März 1946 setzten die Aufzeichnungen wieder ein und am 7. Dezember 1946 erfolgte die Neugründung im Sinne eines Vereins. Dabei waren 20 Neuaufnahmen zu verzeichnen. Vor allem eine größere Anzahl junger Leute bekundete mit ihrem Erscheinen ihr Interesse an der Feuerwehr.

 Im Jahre 1949 traf eine Nachricht aus Wels (Oberösterreich) ein, wonach die Fahne der Freiwilligen Feuerwehr Wernfels hier aufgefunden worden sei. Sie war 1945 von amerikanischen Truppen in Wernfels als eine Art Kriegstrophäe mitgenommen worden. Nach vierjähriger Abwesendheit kehrte diese Fahne 1949 wieder in den Heimatort zurück. In diesem Zusammenhang war es eine nette Geste, dass sich auf die Bitte des Bürgermeisters eine amerikanische Militärkapelle bereiterklärte, als eine Art Wiedergutmachung für die “Fahnenentführung “ beim 90 jährigen Jubiläum mitzuwirken. 

Eine spürbare Verbesserung des Feuerwehrwesens in der Gemeinde brachte 1944 das in Betrieb nehmen der ersten Wasserleitung in Wernfels und Theilenberg, diese wurde 1954 durch eine moderne Leitung mit Unter- und Oberflurhydranten ersetzt. Es war wohl selbstverständlich, dass die Feuerwehr diese neue Wasserleitung im Mai 1954 feierlich in Betrieb nahm.

Neben den Übungen, Einsätzen und Versammlungen kam das gesellige Leben, (Verleihung von Ehrenzeichen, Faschingsbälle, Christbaumverlosungen usw.) nicht zu kurz. Darüber hinaus stärkte die Teilnahme an Jubiläen anderer Wehren den Geist der Zusammengehörigkeit und gegenseitiger Verbundenheit. Nach dem Zweiten Weltkrieg (1946) beschloss die Generalversammlung, dass bis auf den Gerätewart alle Funktionen ehrenamtlich ausgeübt werden. Heute ist wohl jeder Bürger der Gemeinde von der Notwendigkeit der Freiwilligen Feuerwehr überzeugt.

Der Gemeinde ist es hoch anzurechnen, dass sie, solange die Feuerwehr besteht,
immer ein offenes Ohr für deren 
Anliegen gezeigt hat. So hat sie die Feuerwehr immer mit allem nötigen Gerät ausgestattet, zum Beispiel 1949 mit der ersten TS 8 (Tragkraftspritze mit 8 bar Ausgangsdruck) die 1969 durch eine neue TS 8 mit VW-Motor ersetzt wurde. Gleichzeitig wurde ein TSA (Tragkraftspritzen-Anhänger) mit kompletter Ausstattung zur Erhöhung der Einsatzbereitschaft angeschafft. 
Die TS 8 von 1969 wurde 1987 
erneuert und ist heute noch im Einsatz, ebenso der TSA von 1969. 



Bereits im Jahr 1969 stellte die Freiwillige Feuerwehr ihren guten Ausbildungsstand mit dem Erwerb des bronzenen Leistungsabzeichen durch zwei Löschgruppen unter Beweis. Diese Bemühungen werden bis heute erfolgreich fortgesetzt.
Die vielen Leistungsabzeichen der Feuerwehrkameraden, von Bronze über Silber, Gold bis zu Gold/Rot und Jugendleistungsabzeichen belegen dies.






Auch die Festlichkeiten kamen in der Wehr nicht zu kurz. 1970 feierte die freiwillige Feuerwehr ihr 90 jähriges Gründungsjubiläum mit der Weihe einer neuen Fahne und 1980 ihr 100 jähriges Bestehen. Im Mai 1977 wurde zusammen mit den Wehren des Brandbezirks Spalt der Florianstag zum ersten Mal in Wernfels durchgeführt. Zum 120 jährigen Jubiläum 2000 wurde unsere alte Fahne restauriert.

Durch einige bauliche Maßnahmen erhöhte sich die Einsatzbereitschaft der Feuerwehr.

1972 der Bau eines Schlauchtrockenturms

1975 die Anschaffung einer Alarmsirene

1995 bis 1997 Neubau eines Gerätehauses.

 Bereits im Frühjahr 1990 wurde vom Amt für Brand- und Katastrophenschutz bescheinigt, dass der Zustand des damaligen Domizils der Feuerwehr nicht tragbar sei, wurde vom Kommandanten Ludwig Pfahler der erster schriftlicher Antrag für einen Neubau gestellt. Doch erst im Februar 1995, nach bereits dem dritten Bauantrag der Wehr durch den Kommandanten Alfred Quenzler, erreichte der neu gewählte Bürgermeister Udo Weingart den einstimmigen Beschluss des Stadtrates zum Neubau. Damit waren viele Jahre des Wartens vorbei. Der erste Spatenstich erfolgte im September 1995 mit dem Ziel, bereits im darauf folgenden Winter den Rohbau vollendet zu haben. Das selbst gesteckte Ziel wurde erreicht. Zu verdanken ist dies vor allem dem Einsatz von neun Rentnern, die die Hauptlast der Arbeit trugen. An den Wochenenden packten dann alle Kameraden der Wehr mit an. Bis auf den Einbau des Tores, wurden alle Arbeitsgänge, vom Aushub über das Mauern bis zum Innenausbau von den Aktiven und Passiven der Wehr in über 8000 Stunden selbst durchgeführt Im Mai 1997 konnte das neue Gerätehaus bezogen werden.

Das alte Gerätehaus wurde 1997 zu einem Jugendtreff umgebaut und 2012-2018 schrittweise von der Dorfjugend renoviert.

Die Unternehmungen der letzten Jahre, wie die Gründung der Jugendgruppe, der Neubau des Gerätehauses und eine Reihe von Veranstaltungen im Jahresverlauf zeigen, dass die Freiwillige Feuerwehr Wernfels in der Dorfgemeinschaft ihren festen Platz hat und weiter haben wird.

An dieser Stelle gilt auch unser Aufruf an alle die Interesse an der Freiwilligen Feuerwehr Wernfels haben, ob als aktives oder förderndes Mitglied, dem Verein beizutreten.